Dieser Beitrag ist im November 2018 online gegangen
Ist schon länger her, aber ich bin wieder in Sachen IIoT unterwegs gewesen. Ich war nämlich auf der FMB. Online-Registrierung mit QR-Code, vor Ort dann das Badge zum Selbstausdrucken. Die Messe belegte die Hallen 20 und 21 des Messezentrums in Bad Salzuflen und es waren wahrscheinlich alle Anbieter vertreten, die in dem Bereich Rang und Namen haben. Z. B.
Aber natürlich auch viele andere aus dem Umfeld des Maschinenbaus.
Zufällig bin ich auch bei DMC-Smartsystems hängengeblieben, die auf ihrem Stand einen Showcase mit Echtzeitbilderkennung zeigten, welcher auf der Nvidia Jetson Platform - konkret dem Jetson TX2 Modul - basierte. Der Nachfolger des TX2 ist der AGX Xavier der die Leistung nochmal erhöht und die Energieeffizienz verbessert. DMC-Smartsystems ist aus der Firma hervorgegangen, die auch die Service-Boards für die Fujitsu Primergy-Server gebaut hat.
Bei Wago hatte ich schon im Web gesehen, dass die Verbindung von Maschinen und Infrastruktur in der Cloud via MQTT angeboten wird. Diese "Wago Cloud Data Control" wird offensichtlich bei Azure gehostet und die Daten werden per MQTT dorthin übertragen. Diese Lösung hat offenbar ein Tochterunternehmen der Wago - die M&M Software GmbH - gebaut. Ein Produkt der M&M ist dann auch die M&M IoT Solution. Wago stellt aber auch klar, dass durch die Verwendung von MQTT auch andere Anbieter wie IBM Bluemix und AWS angebunden werden können.
Bei Weidmüller habe ich mich mit einem Salesmitarbeiter unterhalten, der über den Bereich Automatisierungs- und Digitalisierungslösungen Auskunft geben konnte. So hat Weidmüller ein Team von ca. 20 Analytikern und Data Scientists, die Projekte im Bereich Industrial Analytics mit Kunden durchführen. Dabei wird je nach Projekt entschieden, ob die Daten beim Kunden oder in der Cloud verarbeitet werden, da die Analytics-Lösung plattformunabhängig ist. Als Entscheidungshilfe bietet Weidmüller entsprechende Discovery-Workshops an.
Wenn man sich die Stellenausschreibungen der genannten Firmen ansieht, ist leicht zu erkennen, dass alle in dem Bereich aktiv sind.
Ich frage mich nur, wo die Firma sich in diesem Bereich einbringen will. Für ein Angebot im Bereich Data Analytics fehlt vermutlich das Know-How bzgl. der Tools, die dort zum Einsatz kommen und deshalb auch, wie man dort einen Mehrwert als Service-Provider bieten könnte. Gleichzeitig fehlt es vermutlich auch an Infrastruktur, um die Analyse von großen Datenmengen sinnvoll unterstützen zu können. Es gibt zwar durchaus viele Storagesysteme in der Firmen-Familie aber wirklich billiger und gleichzeitig auch bei Ausfall eines RZs weiter verfügbarer Objektspeicher steht m. E. bisher nicht zur Verfügung.
Bei der Vorstellung des Snowmobile hat Andy Jassy (CEO AWS) gesagt: "Moving an exabyte of data would take 26 years with a 10-GB-per-second connection, ...". Dies war zwar als Werbung für die "Datentransferrate" des Snowmobile gedacht, zeigt aber, welche Folgen es hat, wenn man seine (IIoT-)Daten bei einem Hyperscaler wie AWS speichert (der für den outgoing-Datentransfer auch noch Geld nimmt) und irgendwann den Anbieter wechseln möchte, um Geld zu sparen. Steve Tuck erklärt hier (ab ca. 03:48) Joyents/Samsungs Standpunkt, wonach es nicht sinnvoll ist, vorhersehbare Workloads (z. B. Speicherung von Daten) bei Anbietern zu hosten, die einen "Flexibilitätsaufschlag" verlangen wie Hyperscaler. Es gibt also durchaus Bedarf für Angebote für vorhersehbare Workloads.
Insbesondere im IIoT-Bereich könnten sich auch völlig unterschiedliche Firmen zusammentun, um eine Plattform für die Datenspeicherung und -analyse aufzubauen, da die Infrastruktur dafür völlig unabhängig von der Branche oder den eingesetzten Maschinen ist.
Leider fehlt der Firma im Moment auch die Serverless- und die Machinelearning-Story, die eng mit IIoT und Datenanalyse verknüpft sind. Wahrscheinlich bleibt nur eine enge Kooperation mit einem Cloudprovider, der in der DACH-Region noch nicht vertreten ist. Interessanterweise ist bei Joyent/Samsung eine Registrierung aus Deutschland nicht möglich. Vielleicht würde man dort mit einer Anfrage nach einer Kooperation offene Türen einlaufen...
Neben einem besseren Cloudfootprint fehlen der Firma für eine glaubhafte IIoT-Story dann natürlich auch Kooperationen mit Firmen, die Datenanalyse auf einer Cloud der Firma betreiben würden sowie Firmen, die sich gut auf der "Feldebene" auskennen. Microsoft hatte in dem Zusammenhang kürzlich zum Beispiel eine Kooperation mit electric imp verkündet. Zufällig gestern gefunden: Cybus in Hamburg.
Und noch etwas Interessantes: Die EU hat extra ein Projekt gestartet, um IIoT auch in Small and Medium Enterprises voranzubringen.
Links
Publikationen, die man zum Thema IIoT im Auge behalten kann: IT & Production, MaschinenMarkt, B&I Betriebstechnik Instandhaltung,